Berlebach Stativkopf

Thema Stativkopf


Ein für fast alle Fotografen leidiges Thema, bei dem die meisten inclusive meiner Person viel Geld versenkt haben in untaugliches Material.

Die einen schwören auf Kugelköpfe, die einen auf Videoneiger, wieder andere auf sogenannte Gimbal-Heads in Bauweise der Wimberley-Köpfe.


Der normale Fotograf, dessen längste Brennweite bei 300mm mit Anfangsöffnung 4 endet, kommt wohl mit allen Versionen gut klar. Geht es aber erstmal über die 2.8/300mm hinaus, werden Kugelköpfe im allgemeinen zu instabil bei der Verfolgung bewegter Motive sowie beim Standortwechsel mit geschultertem Stativ und montierter Kamera-Objektiv-Kombi.


Ich selbst habe im Laufe der Zeit einiges ausprobiert und bin letztendlich bei Berlebach gelandet.


Bei den Naturfototagen in Fürstenfeldbruck 2010 konnte ich freundlicherweise zwei Stativköpfe im Außenbereich ausprobieren.


Das absolute Non-Plus-Ultra im aktuellen Marktangebot ist für mich der brandneue Pegasus von Berlebach.


801_mittel

Mit noch vertretbarem Gewicht von 1.48kg stellt dieser Kopf bei der Anwendung so ziemlich alles in den Schatten, was mir bisher untergekommen ist.

Obwohl es sich um eine spezielle Kugelkopfkonstruktion handelt, kann er durch seine Konstruktion problemlos einen Wimberley ersetzen und ist dabei wesentlich seitenstabiler. Er verkraftet laut Berlebach bis zu 15kg ! Eine sicherlich ehrliche Aussage - dazu später mehr.


Der Kopf läßt sich nur nach vorne oder hinten schwenken und besitzt natürlich einen Drehteller. Die typischen Funktionen eines Gimbal-Head oder Videoneigers.

Die Arretierung aller Dreh- und Schwenkachsen erfolgt über nur einen einzigen Drehhebel mit sehr kurzem Einstellweg. 


Ideal für das schnelle Umschalten von Fixierung auf Bewegung. 


Doch er bietet noch mehr. Die Kopfplatte ist um neunzig Grad schwenkbar und ermöglicht somit auch Hochformataufnahmen mit Objektiven ohne Stativschelle. Diese Funktion ist von unschätzbarem Wert für alle Landschaftsaufnahmen, in denen ein Weitwinkel eingesetzt werden soll.


Alle Bewegungsachsen sind noch einmal mit einer zusätzlichen Sicherungsklemme versehen, so daß auch beim Transport keine unerwarteten Abstürze des Equipments erfolgen können, sollte der Fotograf dann doch mal die Feststellung vergessen haben.

Und Abklappen beim Transport auf der Schulter wie bei Kugelköpfen wird hier sicherlich keine Ausrüstung.


Bisher mußte der Fotograf sich zwischen einem Gimbalhead oder einem Kugelkopf entscheiden, wollte er nicht über kurz oder lang beim Orthopäden vorsprechen. Beides war bei Reisen oder Naturfotografie per Pedes in unwegsamem Gelände wie Wald oder Gebirge ohne Lastenträger einfach nicht machbar. Die Ausrüstung wiegt auch so schon mehr als genug, abgesehen von den Restriktionen bei Fluggepäck, die immer härter werden.


Der Pegasus von Berlebach kann zu einem moderaten Preis von 595,- Euro alle bekannten Varianten von Stativköpfen für die Natur-Fotografie ersetzen und eignet sich vom kleinen Weitwinkel bis hin zum schwersten Tele mit Konverter und Profikamera. er beherrscht sogar das Thema Panoramafotografie.


Irgendwann, wenn die Bank mitspielt, werde ich auch einen besitzen. Aus Überzeugung und aufgrund des bekannt guten Service der wirklich hilfsbereiten Mannschaft bei Berlebach.


Erstmal jedoch habe ich mich für einen anderen Kandidaten von Berlebach entschieden. 


Ich wollte einen möglichst leichten Stativkopf, der mit meiner Nikon D700 incl Batteriegriff bei angesetztem Nikon 4/500VR und TC20E noch mitspielt. Nachdem mir der ansonsten gute Markins M20 Kugelkopf gerade mit dieser schweren Kombi immer auf die Nerven ging  (keine vernünftigen Schwenks oder Transport auf der Schulter ohne Verkippen oder Abklappen), habe ich einen 2-Wege-Neiger erstanden.


Das Modell ist schon länger bei Berlebach im Programm und wird meiner Meinung nach komplett in allen Publikationen und am Markt vernachlässigt. Die aktuellste Generation ist das Modell 552 bzw. 652.


Bild 3


Der 2-Wege-Neiger 552 ist bezüglich Gewicht, Abmessung und Preis ein Zwerg im Vergleich zu den meisten anderen wirklich guten 2-Wege-Neigern am Markt.

In der Leistung kann dieser Kopf es aber mit vielen wesentlich aufwändigeren Modellen sehr wohl aufnehmen. Er wiegt lediglich 790 Gramm und ist gerade mal 9,5cm hoch. Ideal für die Gewichtsoptimierung bei Reisen und echtem aktivem Outdoor-Einsatz.


Auch diesen Kopf habe ich vor Kauf ausprobiert und war erstaunt, wie gut er mit der schweren Kombi von Nikon D700-BG10-4/500mm-TC20E klarkommt.


Der Kopf verfügt über eine auf der rechten Seite zuschaltbare Lastausgleichsfeder, die ein plötzliches Abklappen der montierten Ausrüstung nach vorne oder hinten auffangen soll. 

Dies funktioniert selbst mit dieser schweren Kombi immer noch, wenn auch grenzwertig. Mehr sollte man dieser Feder nicht zumuten, denn bei 6 kg ist die Grenze tatsächlich erreicht.


Der Hersteller gibt damit wirklich sehr ehrlich an, was seine Produkte können. 

Dies ist bei vielen Produkten am Markt leider nicht immer der Fall. Die Traglast des Kopfes selbst ist meines Erachtens höher, wenn auch nicht ausgewiesen.


Eine gute Friktionseinstellung mit großem Drehrad gewährleistet eine feinfühlige Justierung.

Für mich ganz  wichtig - man kann den Kopf für einen Kamerawechsel oder zum Ansetzen eines Konverters mit einem Hebel in der Neigungsachse bombenfest arretieren. Da klappt nichts mehr ab wie bei vielen Kugelköpfen oder Wimberley-Nachbauten.


Die Schwenkachse für die Drehung wird durch einen zweiten Hebel festgestellt. Dies ist eventuell der einzige Nachteil, den man aber angesichts des Preises von 395,- Euro verschmerzen kann. Zumal bei geschlossenen Arretierungen eine enorme Steifigkeit des Kopfes erreicht wird. 

Es war mir möglich mit der oben genannten schweren Kombination bei Einsatz der Siegelvorauslösung ohne Probleme scharfe Bilder im Bereich von einer 15tel Sekunde bis hin zu einer 125stel Sekunde zu machen. Ein oftmals kritischer Bereich. Der Berlebach 552 kommt aber naturgemäß an die überragende Ruhe des Modells 160 Pegasus nicht heran.


Im täglichen Einsatz kann man bedenkenlos bei guter persönlicher Technik auch ohne Feststellung eine 125stel Sekunde einsetzen. Das habe ich mit meinen Kugelköpfen und den Gimbals nie wirklich reproduzierbar geschafft. Wenn man mit etwas Ausschuß leben kann, geht auch noch eine 60stel Sekunde.


Wohlgemerkt, ich rede über den Einsatz von 1000mm Brennweite an einer DX bzw. FX-Kamera !


Selbst die Kombination von Nikon D300 und 1000mm (umgerechnet also dann 1500mm Brennweite) ist problemlos möglich.


Für mich war dieser Kopf für den Allroundeinsatz eine Offenbarung. Er ist zudem klein genug, um auch mal auf einem größeren Einbein-Stativ ähnlich einem Gitzo der 3er- oder 5er- Serie sowie auf meinem kleinen leichten Velbon eingesetzt zu werden. Wer hat nicht schon mal vergebens versucht, auf einem Einbein einen wirklichen Schwenk von oben nach unten fotografisch einzusetzen ?


Was macht aber nun der Fotograf, der mit Weitwinkel auch mal Hochformat fotografieren will ?

Es gibt vier Möglichkeiten. Entweder ich kaufe das Modell 652 (das bereits über eine klappbare Schnellkupplung verfügt), ich baue meinen 552 mit dem erhältlichen Kit zu einem 652 um, ich versehe die Kamera mit einer Kameraplatte mit vierfachem Arca-Profil, oder man nutzt - wie ich - ein geniales Teil des kanadischen Anbieters Jobu Design. 

Der Arca-kompatible Wide Angle Adapter Bracket wurde eigentlich als Ergänzung zu den hauseigenen guten Gimbal-Heads von Jobu Design entwickelt und ist mit einer schwenkbaren Schraubplatte für die Kamera versehen. So erspare ich mir und meinem Budget, jedesmal eine zusätzliche Kameraplatte für jedes neue Model mit oder ohne Batteriegriff zu erwerben und habe die Möglichkeit, verschiedenste Winkel einzustellen.


Für beide Stativköpfe sollte man seinem Stativ auf Dauer eine Nivelliermöglichkeit gönnen, um das nervige Einstellen der Beinlängen zur waagrechten Ausrichtung des Statives zu umgehen.


Mehr Informationen erhalten Sie auf der Homepage der Firma Berlebach unter www.berlebach.de


Sollten sich im Langzeitbetrieb noch weitere erwähnenswerte Aspekte ergeben, werden diese hier den Erfahrungsbericht nach und nach ergänzen.


Und zum Schluß noch einige Bilder gemacht mit meinem neuen Berlebach 552 (eigentlich ein 551 der nicht umrüstbare Vorgänger) montiert auf einem Gitzo-Stativ der 3er-Serie. Alle Bilder aufgenommen bei den Fürstenfeldbrucker Naturfototagen 2010 - bei leider in diesem Jahr elendem Wetter. Sie können durch klicken einzoomen bis 200 Prozent, durch alt-Taste plus Klick auszoomen und mit gedrückter Maustaste verschieben.


Meine Berichte stellen immer meine persönlich Meinung und Erfahrung dar und erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit !

@ Hermann Kraemer